Steinzeitsiedlung

Bauplatz gesucht und gefunden – seit mehr als 7.500 Jahren

Heute liegt am Fuße des Schlossberges  Gudensbergs beliebtestes Neubaugebiet. Und schon die ersten Menschen, die sich im heutigen Nordhessen niederließen, wählten diesen Ort für ihre Langhäuser. Vor 7.500 Jahren siedelten hier die ersten Ackerbauern und Viehzüchter. Die Bandkeramiker der Jungsteinzeit waren die allerersten Bauherren fester Häuser aus Holz und Lehm.

Älteste Ackerbauern Mitteleuropas

Die sogenannten Bandkeramiker lebten im Zeitraum von 5.500 bis 4.900 v. Chr. Archäologen haben aus dieser Epoche Tongefäße gefunden, die mit typischen Bandmustern aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien verziert sind. Diese charakteristischen Linien wurden in den noch ungebrannten Ton eingeritzt und zum Teil mit weißen oder roten Farbpasten gefüllt.

Die Bandkeramiker beherrschten als erste Menschen die Kunst des Ackerbaus und der Viehzucht. Ihre wichtigsten Zeugnisse sind – neben den Tongefäßen – geschliffene Steinbeile, Feuersteinklingen und die Reste der ersten festen Häuser in unserer Heimatregion. Die Menschen der Jungsteinzeit bauten Getreide an und mahlten die Körner mit der Hand zwischen schweren Mahlsteinen. Aus dem Mehl backten sie Brot in Erdöfen. Aufbewahrt wurden die Lebensmittel in den charakteristischen Tongefäßen.

Eine Revolution verändert die Welt

Man spricht von einer Revolution in der Menschheitsgeschichte: Der Mensch streift nicht mehr umher auf der Suche nach essbaren Pflanzen und jagdbarem Wild. Er lernt, Pflanzen anzubauen, Tiere zu halten und sie zu züchten. Dafür bleibt er an einem Ort, wird sesshaft. Die „neolithische Revolution“ (Neolithikum = Jungsteinzeit) verändert das Bild der Erde für immer. Menschen schließen sich zu größeren Gemeinschaft zusammen, fällen Bäume, beackern den Boden, bauen Siedlungen und halten Nutztiere. Diese Kultur des Ackerbaus und der Viehzucht breitet sich über Jahrtausende vom Vorderen Orient kommend nach Norden hin aus. Ab 5.500 v. Chr. setzt sich diese sesshafte Lebensweise in ganz Mitteleuropa durch.

Die Funde in Gudensberg-Maden

Auf fruchtbarem und sicherem Boden, nahe an Bächen, bauten die Menschen der Jungsteinzeit ihre rechteckigen Langhäuser. Sie bestanden aus Holzpfosten, mit Wänden aus Lehm und geflochtenen Zweigen und waren bis zu 50 m lang. Archäologen können bei Ausgrabungen anhand der dunklen Verfärbungen im Boden ermitteln, wo diese Häuser einst gestanden haben.

Am Fuße des Gudensberger Schlossberges, in der Gemarkung Maden, stieß man 2007 auf entsprechende Funde – bei Voruntersuchungen für ein geplantes Neubaugebiet. Zu den ganz besonderen Funden der Ausgrabungen zählen sechs menschliche Skelette. Es fanden sich dabei auch die Knochen von Haustieren (Rind, Schaf, Ziege und Schwein) und in geringerer Zahl von gejagten Wildtieren. Die Reste von 32 Langhäusern und über 1.000 archäologische Objekte wurden vor der Bebauung sichergestellt.

Das Gudensberger Kind

Im Naturkundemuseum Kassel sind einige der Objekte aus Gudensberg-Maden ausgestellt. Auch das Skelett eines ungefähr anderthalb Jahre alten Kindes aus der Jungsteinzeit ist in Kassel zu sehen. Anhand dieses Fundes wurde für das Museum eine lebensgroße Rekonstruktion des Körpers hergestellt – das Gudensberger Kind.

Quellen:
Eberhardt Kettlitz (2008): Leben in der Steinzeit. Die 7500 Jahre alte bandkeramische Siedlung Gudensberg-Maden in Nordhessen

Museumsverein Fritzlar (Hrsg.), Dr. Johann-Henrich Schotten (Autor) (2008): Regionalmuseum Fritzlar, Band 1. Führer zur Ur- und Frühgeschichten Abteilung

Dirk Raetzel-Fabian (2000). Die ersten Bauernkulturen: Jungsteinzeit in Nordhessen. 2. Auflage. Staatliche Museen: Kassel

Fragen:
Wie lebten die ältesten „hessischen“ Bauern und Viehzüchter?
Was aßen sie?
Wie bestatteten sie ihre Toten?

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