Schlossberg

Heute ein Ort zum Verweilen – früher ein Kriegsschauplatz

Über ein halbes Jahrtausend thronte auf dem Schlossberg eine Burg. Vom 11. bis ins 16. Jahrhundert war sie weithin sichtbar das markante Wahrzeichen von Gudensberg. Damals war unsere Stadt ein wichtiges Herrschaftszentrum im heutigen Nordhessen. Die erste Erwähnung des Namens Gudensberg findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1121, in der „Comes Gyso de Udenesberc“ genannt wird. Das lateinische Wort comes bedeutet Graf und dieser Graf Giso war der Herr in der Grafschaft Maden, der sich dann nach seiner Burg „von Gudensberg“ nannte. Doch schon im Jahr darauf fiel Nordhessen an die Thüringer Landgrafen, die hier bis 1263 herrschten. Danach war die Obernburg kurzfristig der Sitz des Landgrafen von Hessen. Aber Heinrich I. von Hessen (genannt Heinrich das Kind und Enkel der Heiligen Elisabeth) verlegte schon 1277 seinen Herrschaftssitz nach Marburg und schließlich nach Kassel.


Der Ruf des Kolkraben – Darstellung der Vogelstimmen mit freundlicher Genehmigung des Museums für Naturkunde Berlin, www.tierstimmenarchiv.de


Immer wieder gab es erbitterte Kämpfe um die Burg und die Herrschaft in der Region. Ein ständiger Konflikt tobte zwischen den Erzbischöfen von Mainz, die in Fritzlar herrschten, und den Landgrafen von Hessen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden Feuerwaffen und Kanonen immer weiterentwickelt. Daher boten Burgen zunehmend weniger Schutz. Die Mächtigen zogen am Ende des Mittelalters vom Berg in die leichter zugänglichen Ebenen und die Burgen verloren ihre Bedeutung
als Herrschaftssitze. So wurde auch die Burganlage des Schlossberges über Jahrhunderte nur noch als Lager oder Steinbruch genutzt.

Die Obernburg stand vermutlich schon vor 1121. Wie die Burg damals ausgesehen hat, ist jedoch unklar. Überliefert sind verschiedene Erweiterungen, Umbauten, Reparaturen und Einbauten seit dem 12. Jahrhundert. Das Aussehen der Burg im ausgehenden Mittelalter zeigt eine Zeichnung von Wilhelm Dilich aus dem Jahre 1591. Heute sehen wir noch die Reste des Torgebäudes, des Palas (repräsentativer Saal), des Wohnturms, weiterer zwei Gebäude, die Zwingermauer mit Halbschalentürmen und natürlich die mächtige Ringmauer.

Vom Steinbruch zum Geschichtserlebnis

Vor mehr als zweihundert Jahren, im Siebenjährigen Krieg, wurde die schon langsam verfallende Burg endgültig zerstört. Der Schlossberg wuchs mit Büschen und Bäumen zu, die Ruinen der Burg waren von Schutt, Boden und Bewuchs bedeckt und man brach ganze Mauern ab, um die Steine in der Stadt anderweitig zu verbauen.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts begannen erste Wiederaufbauten, das Burgtor wurde wieder errichtet. Ab dem Jahr 1950 mauerten Mitglieder des Heimatvereins den Turm bis auf die heutige Höhe wieder auf und legten zugewachsene Flächen frei. Seit 1985 engagieren sich die Mitglieder des Vereins der Obernburgfreunde dafür, die Burgruine zu bewahren. In vielen ehrenamtlichen Stunden haben sie die mächtigen Ringmauern wieder aufgebaut. Dabei wurden sowohl Steine von ehemaligen Gebäuden der Obernburg als auch von anderen Orten beschaffte Sandsteine verwendet.

Dank dieses Engagements ist das wieder aufgerichtete Tor der Obernburg nun das Wahrzeichen der Stadt – und der Schlossberg ein friedlicher Ort für Erholung und Freizeit.

Quelle:
Eberhardt Kettlitz (2015): Gestalt und Geschichte der Obernburg in Gudensberg nach den ersten wissenschaftlichen Untersuchungen 2013 und 2014. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Band 120, Kassel

Fragen:
Wann wurde die Obernburg das erste Mal erwähnt?
Was ist heute das Wahrzeichen der Stadt?
Welcher Verein kümmert sich heute um den Erhalt der Obernburg?

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